"Wenn Menschen einen Herzinfarkt haben, dann vorzugsweise im Stadion", heisst es seitens der Sicherheitsleute vom VfL Wolfsburg.
Das ist naturlich nur ein Spass, trotzdem: Schlechte Chancen haben Fans im Ernstfall bei einem Stadionbesuch in der Volkswagen-Arena nicht.
Zu jedem Einsatzort gelangt die Besatzung innerhalb von zwei Minuten.
Drei Notarzte sind im Einsatz.
Viel bekommen die Fussball-Fans von den medizinischen Einsatzen nicht mit.
Das ist auch gut so, kommen sie schliesslich fur das Fussball-Erlebnis her.
Aber wie lauft solch ein Spieltag fur Rettungskrafte, Arzte, Ordner, Sicherheitspersonal und Co.
ab? Wir schauen hinter die Kulissen.
Michael Luer und Reiner Koch haben an diesem Samstag vor gut zwei Wochen beste Sicht aufs Spielfeld und auf die Zuschauerrange.
Von hier beobachten die beiden Brandschutzeinsatzleiter mit dem Fernglas auch das Geschehen im Gasteblock.
Beide sind oder waren in der Berufsfeuerwehr tatig.
Fur ihren Dienst im Stadion sind sie aber vom VfL angestellt.
Es ist 13.
45 Uhr.
Noch 105 Minuten bis zum Anpfiff.
Die Gastefans von Bayer Leverkusen werfen Pyrotechnik in Rauchtopfen uber Zaune.
Schnell wird reagiert: Ordner melden sich bei der Leitstelle und nehmen den Fans die Pyrotechnik ab.
"Wir wissen nicht, wie sie die Pyros ins Stadion bekommen.
Wir haben Vermutungen".
Grosse Probleme sind bei der Partie VfL Wolfsburg gegen Bayer Leverkusen jedoch nicht zu erwarten.
"Wir hatten mit den Leverkusener Fans bislang keine Probleme.
Schwierigere Fans gibt es zum Beispiel bei Werder Bremen oder Eintracht Frankfurt.
Auch bei der Partie gegen den FC Bayern Munchen gibt es teilweise mehr zu tun", sagen die erfahrenen Brandschutzleiter.
Michael Luer (rechts) und sein Kollege Reiner Koch sind die beiden Brandschutzleiter beim Spiel VfL Wolfsburg gegen Bayer Leverkusen.
Aus ihrem Buro haben sie die perfekte Sicht ins Stadion.
Foto: Celine Wolff / FMNSo werden Einsatze an Spieltagen vom VfL Wolfsburg koordiniert Die Einsatzzentrale - hier kommen alle Notrufe rein, wie eben der mit der Pyrotechnik.
Von hier koordinieren die Einsatzleiter die nachsten Schritte.
Wird ein Arzt benotigt? Welche Rettungskrafte konnen unterstutzen? Wie ist der Zustand der zu behandelnden Person? Insgesamt sind drei Notarzte und 28 Sanitater unterschiedlicher Qualifikation am Spieltag im Dienst.
Hinzu kommen 358 Ordner fur den Spieltag Mitte Oktober.
Schon vor dem Spiel haben die Ordner und Rettungskrafte einiges zu tun.
Die Uhr schlagt 13.
Brandschutzordner kontrollieren, ob die Banner der Fussballfans entzundlich sind und den sogenannten B1-Qualitaten entsprechen.
Schon seit 9 Uhr morgens ist die Polleranlage vor der Volkswagen-Arena bis zum Veranstaltungsende besetzt.
Die Poller werden hier manuell fur Gastebus und etwaige Rettungskrafte wie Polizei oder Krankenwagen heruntergefahren.
Ein wichtiger Posten, der an Spieltagen rund um die Uhr bewacht ist.
Notarzt am Spielfeldrand: Enger Austausch mit Mannschaftsarzten Zuruck im Stadion: Einer der Notarzte ist Professor Dr.
Matthias Menzel.
Er sitzt mit seinem Kollegen Matthias Rudt, Notfallsanitater, am Spielfeldrand.
Wahrend sich die Spieler auf dem Feld warm machen, besprechen sie sich mit den jeweiligen Mannschaftsarzten.
Wann werden sie zu einem verletzten Spieler aufs Spielfeld gerufen? Wie sind die Zustandigkeiten?14 Uhr: Einsatzkrafte vom Brandschutz positionieren sich beim Gasteblock.
Hier beobachten sie das Geschehen der Leverkusener Fans.
Wahrend diese seit 14 Uhr dabei sind, den Gasteblock in eine rote Wand zu verwandeln - alles ein Teil der Choreo -, werden nach und nach die Rollstuhlfahrer auf ihre Platze gefahren.
Direkt nach Anpfiff mussen die Planen wieder abgemacht werden.
Dann haben auch die Gastefans freie Sicht auf das Spielfeld.
Prof.
Dr.
Matthias Menzel und Notfallsanitater Matthias Rudt sitzen am Spielfeldrand und helfen, wenn Spieler schwer verletzt sind.
Foto: Celine Wolff / FMN"Chrunchtime" kurz vor Anpfiff in der Volkswagen-Arena: Ordner mussen Ruhe bewahren 15 Uhr: Nur noch eine halbe Stunde bis zum Anpfiff.
Draussen vor dem Stadion ist jetzt die "Crunchtime" angebrochen, wie die Ordner sagen.
Lange Schlangen vor den Eingangen.
Jetzt werden die Ordner gefordert.
Zuschauer kommen kurz vor knapp, wollen so schnell es geht durch die Sicherheitskontrollen.
Aus der Ruhe bringen, lassen sie sich jedoch nicht.
15.
20 Uhr: Ein kurzer Besuch bei den Einsatzkraften vom Brandschutz zeigt: Hier ist alles ruhig.
Die entscheidenden Minuten brechen an.
Polizei und Feuerwehr stehen an den Seiten des Gasteblocks bereit.
Auch die Beweis- und Festnahmeeinheit (BFE) steht in unmittelbarer Nahe zu den Leverkusen-Fans.
Immer im Hinterkopf: Die Pyrotechnik-Warnung.
15.
30 Uhr: Anpfiff.
Wespenstiche im Oktober: Insgesamt gibt es elf Behandlungen 15:39 Uhr: Im Sanitatsraum beim Gasteblock gab es bisher drei kleinere Einsatze: Wespenstiche ohne allergische Reaktion.
Hier sind funf Krafte vom VfL-Sanitatsdienst und vier vom DRK im Einsatz.
Seit 13.
15 Uhr hat eine Sanitaterin bereits 6000 Schritte auf dem Schrittzahler.
Bis 18.
30 Uhr ist sie noch im Dienst.
13.
Spielminute: Tor fur Bayer Leverkusen durch Jeremie Frimpong.
15:46 Uhr: Der nachste Einsatz.
Ein Fan mit Schwindel und Ruckenbeschwerden wird von einem Ordner in den Sanitatsraum Nord gebracht und dort versorgt.
16:08 Uhr: Ein 13-jahriger Junge wird mit Kreislaufproblemen im Sanitatsraum Nord behandelt.
Seine Vitalwerte werden gemessen, die Arztin spricht mit dem Patienten und seiner Mutter und pruft, ob Medikamente verabreicht werden mussen.
Nach der Versorgung wird die Leitstelle informiert - die Meldekette muss immer eingehalten werden.
41.
Spielminute: Tor fur den VfL Wolfsburg.
Ausgleich.
Torschutze: Maxence Lacroix.
Halbzeitpause bei VfL Wolfsburg gegen Bayer Leverkusen: Ultras schutzen Capo 16.
20 Uhr: Halbzeitpause.
Im Bereich der Nordkurve verfolgen Ultras schottische Fans, drohen mit Schlagen.
Vorspiel: Die Schotten haben den Vorsanger, auch Capo genannt, gefilmt.
Ordner greifen ein, schlichten die Situation.
Das Video wird geloscht.
Immer noch Halbzeitpause: Ein Fan knickt um, muss seinen Knochel kuhlen.
Ordner nehmen mit ihm Kontakt auf.
Wenn es schlimmer wird, muss er in den Sanitatsraum.
16:35 Uhr: Ordner melden zwei stark alkoholisierte Fans in der Nordkurve.
Von nun an halten die Ordner die Fans im Auge.
Sollte sich der Zustand verschlechtern, werden Sanitater hinzugezogen.
16:50 Uhr: Im Sanitatsraum der Wolfekurve ist es bisher ruhig.
Bis auf ein paar Wespenstiche und die Herausgabe von Ohropax gab es hier bisher keine weiteren Einsatze.
Im Saniraum Wolfikurve sind im Einsatz (von links): Lea Peters, Maeva Katzmarzyk, Tom Wolter, Jurgen Strasbuger und Julian Simon.
Foto: Celine Wolff / FMNZeitgleich im Gastebereich: Ein Security bringt einen Fan mit Nasenbluten zum Sanitatsraum.
Auch hier gilt erneut: Patient behandeln, dann der Leitstelle melden.
62.
Spielminute: Alejandro Grimaldo bringt Bayer Leverkusen in Fuhrung.
Es steht 2:1.
17:08 Uhr: Noch knapp zehn Minuten bis zum Abpfiff.
Wechseln wir von den Rangen zum Spielfeldrand.
"Hier war alles ruhig", sagen die Sanitater, die sofort in Alarmbereitschaft sind, sollte ein Spieler verletzt auf dem Rasen liegen.
"Einmal sind wir aufgestanden, zur Vorsicht.
Aber wir mussten nicht aufs Spielfeld.
"Ende vom Fussballspiel: Krankenwagen im Einsatz Abpfiff: Erneute "Crunchtime".
Die Fans verlassen das Stadion, gehen zu ihren Autos, suchen ihre Begleitungen oder machen sich auf den Weg zum Hauptbahnhof.
Auch Ordner werden jetzt vermehrt nach Wegbeschreibungen gefragt.
17.
30 Uhr: Am Eingang Sud-West hat sich ein Mann das Knie angestossen und wird von den Sanitatern verarztet.
Wahrenddessen schirmen Sanitater am Eingang Nord-Ost einen Patienten mit Rettungsdecken ab.
Er ist gesturzt und muss mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden.
Vor allem die Abschlussphase ist noch einmal arbeitsintensiv fur die Einsatzkrafte.
Alkoholisierte Personen, Gedrange auf den Treppen.
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Die Einsatzstelle meldet mehrere gesturzte Personen.
Der Funk gluht: Autos wollen den Parkplatz verlassen, Parkwachter warten auf Freigabe, Bereiche mussen aufgrund eines hoheren Personenaufkommens abgegrenzt werden.
"Jetzt ist nochmal hochste Konzentration gefordert", heisst es von den Ordnern.
Zuruck in der Einsatzleitstelle: 11 Behandlungen wurden hier am achten Spieltag gemeldet.
Es war eines der ruhigeren Spiele und ein Spieltag, zwar nicht mit Sieg fur den VfL, aber mit einem Gewinn fur die Ordner: Pyrotechnik wurde nach Anpfiff nicht mehr gezundet.
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